In der Comedy-Serie „Little Britain“ – in der deutschen Ausgabe kongenial synchronisiert von Oliver Welke und Oliver Kalkofe – gibt es einen Sketch, den ich in unserem Zusammenhang sehr bemerkenswert finde, und zwar jenen, in dem der skurrile Kunde Mr. Mann in Roy und Margaret’s Shop nach einem Bild fragt, auf dem ein enttäuschtes Pferd zu sehen sei. Als ich diesen Sketch zum ersten Mal sah, kam mir der Gedanke, dass es uns grundsätzlich nicht möglich ist zu erkennen, ob ein Pferd – oder irgend ein anderes Lebewesen – tatsächlich enttäuscht ist oder nicht. Ginge es um einen enttäuschten Menschen, würden wir erwarten, seinen Gefühlszustand an Äußerlichkeiten wie dem Gesichtsausdruck oder der Körperhaltung erkennen zu können. Da uns diese Möglichkeit im konkreten Fall bei einem Pferd verschlossen bleibt – mal abgesehen von der Frage, ob ein Pferd überhaupt enttäuscht sein kann – müssen wir bei der Frage nach einem Bild, das ein solches zeigt, unwillkürlich schmunzeln. Gleichzeitig können wir aber auch nicht ausschließen, das ein beliebiges Pferd, ganz gleich, ob es lebendig vor uns steht oder nur auf einem Gemälde oder Foto abgebildet ist, sich gerade in dieser Stimmung befindet. Daraus kann man schlussfolgern, dass die Menge an Information, die wir aus der bloßen Abbildung des Pferdes gewinnen können, verschwindend gering gegenüber dem ist, was sich im Kopf des Tieres gerade abspielt. Direkt erschließen tut sich die Stimmung des Pferdes nur dem Tier selbst, und somit lässt sie sich auch nicht objektivieren.
Das Enttäuschte Pferd
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